Scheng gibt nicht auf! Das Leben des Antifaschisten Johann Holler

Herr Schöppner, Sie sind eigentlich Redakteur einer Tageszeitung. Wie kommen Sie dazu, einen Dokumentarfilm zu drehen?

Bevor ich mit dem Filmprojekt begonnen habe, hatte ich – ebenfalls in meiner Freizeit – gerade ein Buch über Chile geschrieben und eins aus dem Argentinischen übersetzt. Ich hatte Lust, etwas Neues auszuprobieren, gerade weil Schreiben mein Beruf ist.

Was reizt Sie an Johann Holler, einem völlig unbekannten Mann?

Johann Holler war ein einfacher Kerl aus Rodenkirchen, der im Alter von 22 Jahren von den Nazis in Köln verhaftet und misshandelt wurde. Die Gestapo drehte ihn mehrfach durch die Mangel. Sie schlugen ihm den Schädel ein, weil er nicht aufhörte, der zu sein, der er war, und weil er sich weigerte, andere ans Messer zu liefern. Elf Jahre verbrachte er in Konzentrationslagern und Zuchthäusern. Er war überzeugter Kommunist und schöpfte Kraft aus seinem Hass auf die Nazis. Für seine Überzeugung hat er einen hohen Preis gezahlt: Er hat seine Gesundheit und seine Jugend geopfert.

Warum haben Sie sich entschieden, Ihr Projekt innerhalb des Programms der Stadtteil-Historiker zu realisieren?

Ich finde, dass es gut passt. Johann Holler kam zwar aus der Kölner Gegend, doch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs blieb er in Frankfurt, weil er bei den Amerikanern, die ihn aus dem Zuchthaus Butzbach befreit hatten, eine Anstellung fand. Er wurde bei der Entnazifizierung eingesetzt. Später siedelte er im Sossenheimer Unterfeld an. Auf einer Halbinsel in einem Nidda-Altarm züchtete er Pelztiere, weil ihn die Amis im Zuge des Kalten Krieges als Kommunisten rausgeworfen haben. Nach dem KPD-Verbot saß Holler 1957 in Frankfurt wieder im Gefängnis. Es ist spannend, sich diesem Leben zu nähern, und es spannend, der Frage nachzugehen, was aus den Orten im Laufe der Zeit geworden ist. Viele Orte, an denen wir achtlos vorübergehen, stecken voller Geschichte und Geschichten. Dafür möchte ich auch jüngere Menschen sensibilisieren.

Wie sind Sie eigentlich auf die Lebensgeschichte Hollers gestoßen?

Es gab ein paar winzige Hinweise auf sein Leben in Frankfurt, eigentlich kaum der Rede wert und viel zu wenig, um mit der Recherche anzusetzen. Irgendwann bin ich aber mit jemanden ins Gespräch gekommen, der früher einmal Gartennachbar der Hollers war. Ihm hatte Holler ein wenig aus seinem Leben erzählt, und von ihm wusste ich, dass es noch Angehörige gab. Zwei Jahre lang habe ich bei jeder Gelegenheit gefragt, ob irgendjemand irgendetwas über Holler und seine Familie weiß. Dann kam der Durchbruch: Ich traf auf jemanden, der mit einer der Töchter Hollers in die Schule gegangen war und der mir den Kontakt vermitteln konnte. Die Tochter brachte mir eine wahre Schatztruhe: Mehrere Ordner mit Briefen aus der Haftzeit, offizielle Dokumente und vor allen: 50 Schreibmaschinenseiten mit seinen Lebenserinnerungen. Dazu noch diverse Fotos… Das war eine tolle Grundlage für die Arbeit.

Wann wird man das Ergebnis sehen können?

Ich hoffe, dass ich alle Herausforderungen bis zum 26. Mai 2012 überwunden habe. Zu diesem Datum würde ich den Film gerne im Filmforum Höchst präsentieren. An diesem Tag wäre Johann Holler 100 Jahre alt geworden.

Wollen Sie noch etwas ergänzen?

Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich bei meinem Projekt unterstützt haben. Ganz besonders natürlich bei den beiden Kameramännern Mario Morales und Elmar Schmid, ohne deren Hilfe der Film nie zustande gekommen wäre.


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